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Kein Urlaub?

Lasst uns doch mal einen Blick auf unser Urlaubsbedürfnis werfen. Wikipedia sagt zum Begriff zunächst:

Urlaub ist ein Teil der Freizeit, so dass der Urlaub der freien Gestaltung wie auch die Freizeit unterliegt. Wird mit dem Urlaub eine Reise verbunden, so wird diese als Urlaubsreise bezeichnet. Urlaub wird oft gleichgesetzt mit Ferien, wobei Ferien nicht im Arbeitsrecht vorkommen. Ferien gehören wie die Schulferien in den Bereich des Schulwesens. Auch der Erholungsurlaub ist nur eine bestimmte Art von Urlaub.

 

Damit wäre schonmal die Verengung des Begriffs auf das Reisen vermieden.  Ich empfinde das Bedürfnis nach einer bestimmten Art von Urlaubsreise ,wie sie mir zusagt, durchaus  stark seit letztem Herbst (Ich vermisse z.B. die Vogesen!) .  Ich frage mich aber auch, ob nicht diese Zäsur der Corona-Beschränkungen für unsere dekadente Wohlstandsgesellschaft ein notwendiges Fragezeichen ist, welchen Stellenwert wir dem Tourismus mittlerweile in unserem Lebensentwurf eingeräumt haben.  Freizeit  ohne die Option zu Reisen wird von vielen  schon nicht mehr als Urlaub erlebt. Und  für so manchen scheint es gar eine wesentliche  Voraussetzung für ein glückliches Leben zu sein,  mit dem Flieger  nach sagen wir Mallorca abzuheben um dort 14 Tage "Urlaub" zu verbringen. Und jetzt?

Lesen wir nochmal etwas weiter im Wikipedia:

Sprachgeschichtlich geht der Begriff Urlaub auf das alt- und mittelhochdeutsche Substantiv urloup zurück, das zunächst ganz allgemein „Erlaubnis“ bedeutete. In der höfischen Sprache der mittelhochdeutschen Zeit bezeichnete es dann die Erlaubnis wegzugehen, die ein Höherstehender oder eine Dame dem Ritter erteilen konnte. So baten im Hochmittelalter Ritter ihren Lehnsherren um urloub, also um „Urlaub“.

 

 

Haben wir also derzeit keine Erlaubnis , "wegzugehen"? Oh doch!  Ich habe die Erlaubnis von der Arbeit wegzugehen, ich habe die Erlaubnis, mich frei, kreativ, selbstbestimmt anderen Dingen zuzuwenden. Ich habe Urlaub.

Was stelle ich nur damit an?  Klingt nach einem Luxusproblem, das zeigt, wo wir als Erlebnisgesellschaft inzwischen stehen.

 

 

 

 


In meinem Instagram -account  nutze ich oft den hashtag #freiheitbeginntvordeinertür

oder  #nixwieraus

Neben kreativen Aktionen in den eigenen 4 Wänden, ist für mich also vor allem das stetige, tägliche "Heraus" elementar geworden. Der Kopf wird nur frei beim "Lüften" (hilft ja auch gegen Infektion....).

Also  hashtag #laufenatmenleben

Ich nenne das seit letztem Jahr auch #seelebeatmen

Und da fangen die Entdeckungen an, was Urlaub vor der eigenen  Haustür sein kann (ich spreche jetzt natürlich für meine regionalen Möglichkeiten!). 



Wenn ich auf dem Fahrrad sitze oder laufe kommen auch meine Gedanken in Bewegung. Natur bzw. Stille um mich herum hilft, die  momentanen "virtuellen"  Störgeräusche  unserer Gesellschaft aus dem Moment heraus  zu filtern.  

Was übrig bleibt  ist ein "normaler Moment", in dem ich mich zutiefst wohl fühle und der genügt.  Auf dem Wanderweg gibt es keine unnötige Beschleunigung,  keine eiligen Nachrichten und wenn man sich dann noch Zeit für den Wegesrand, die Baumknospen, die Vögel, den Wingert oder den Horizont nimmt,  dann  ist man im Urlaub: jedesmal.... so oft man mag!  


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